Wir sind Kolle:

Wir sind das gemeinschaftliche Wohnprojekt Kolle. Wir schaffen Wohnraum für 42 Menschen im Frankfurter Stadtteil Griesheim. Wir sind ein Mietshaussyndikatsprojekt. Das bedeutet, wir sind selbstorganisiert und ehrenamtlich dabei unser Haus zu planen, zu finanzieren und umzusetzen. Für das zukünftige Leben und Wohnen bedeutet die Organisationsform:

  • Das Haus gehört immer den Menschen, die gerade darin wohnen
  • Mit der Miete werden keine Profite gemacht
  • Das Haus kann niemals privatisiert und verkauft werden, sondern bleibt dauerhaft als Mietshaus erhalten
  • Alle Entscheidungen, die das Haus betreffen (beispielsweise Umbau, Renovierung, etc.) trifft die Hausgemeinschaft.

Wir trauern um Alex

Wir nehmen Abschied von Alex – unserem Freund, unserem Weggefährten, einem Menschen, der unser Leben und unser gemeinsames Projekt auf so viele Arten bereichert hat.

Zusammen mit ihm haben wir unzählige Stunden in Besprechungen verbracht – oft im DGB-Jugendclub, oft mit viel Diskussion, manchmal mit Zweifel, aber immer mit Überzeugung und dem Wunsch, etwas Neues zu schaffen. Ein anderes Wohnen, ein anderes Miteinander – jenseits der Isolation einzelner Wohnungen, jenseits überteuerter Mieten, jenseits des Alleinseins. Das war auch Alex’ Ideal.

Bald wird das Hausprojekt Kolle fertig sein. 42 Menschen werden einziehen – in ein Haus, das denen gehört, die darin wohnen. Alex hat einen bedeutenden Teil dazu beigetragen, dass dieses Haus Wirklichkeit wird. Er war von Anfang an dabei. Vor sechs Jahren wurde in seinem Büro der Name Kolle geboren – ein Akronym für Kollektiv Leben. Doch dieser Name war für Alex nie nur ein Wort. Es war eine Idee, ein Ideal, eine Vision: den Alltag, den Wohnraum, das Leben gemeinsam zu gestalten.

 

Alex erzählte 2020 die Geschichte unseres Hausprojektes in unserer Podcastreihe

Ein Mensch, der Brücken baute

„Alex hat viel in die Quartiersarbeit gesteckt. Das war im wichtig und hat ihm glaube ich auch Spaß gemacht. Er hat dabei auch Brücken zu anderen Kontexten, die er kannte, gebaut (z.B. Faire Mobilität).“

Alex war nicht nur jemand, der an einer Idee gearbeitet hat – er war jemand, der Menschen zusammengebracht hat. Er konnte zuhören, wirklich zuhören. Er hatte Verständnis für viele und vieles. Und wenn es Konflikte gab, hat er sich nicht zurückgezogen, sondern versucht, Brücken zu schlagen. Vielleicht, weil er selbst Konflikte nur schwer ertragen konnte. Vielleicht aber auch, weil er wusste, dass eine Gemeinschaft nicht nur aus geteilten Räumen besteht, sondern vor allem aus geteiltem Verständnis füreinander.

Wir sehen ihn noch vor uns – vor dem kleinen Haus im Bessunger Forst, in einer Hand den Kaffee, in der anderen die Zigarette, das Frühstück noch in weiter Ferne. Ein paar andere stehen mit ihm dort, niemand sagt etwas. Und doch ist da diese stille Einigkeit, diese Art von Zusammenhalt, die keine Worte braucht.

Gemeinschaft war ihm wichtig – aber auch das Innehalten

„Er konnte genießen und innehalten, Erfolge erkennen und feiern. Selbst in schwierigen Zeiten machte er das Positive sichtbar und verlor das Wohl der Gruppe nicht aus dem Blick. Mit seiner humorvollen Moderation brachte er uns selbst in anstrengenden Treffen zum Lächeln.“

Alex war nicht nur ein Denker und Gestalter – er war auch jemand, der genießen konnte. Er wusste, dass Gemeinschaft nicht nur Arbeit ist, sondern auch Freude, Zusammensein, ein Glas Wein und ein gemeinsames Boule-Turnier auf einer Klausur. Er hat uns daran erinnert, dass es nicht nur um Pläne und Projekte geht, sondern auch um uns als Menschen.

Und gleichzeitig war es ihm wichtig, sich zurückziehen zu können – sei es allein oder in vertrauten Gesprächen. Er hatte viele Interessen, viele Gedanken, und wer mit ihm sprach, konnte immer etwas Neues entdecken.

Ein unersetzlicher Teil von Kolle

„Für mich hat er die Gruppe immer auch ein Stück weit getragen und es gab in den vergangenen 1,5 Jahren einige Momente, an denen ich dachte: “Wenn Alex jetzt hier wäre…”

Ohne Alex gäbe es Kolle nicht in dieser Form. Er ist ein unersetzlicher Teil von Kolle. Es war ihm wichtig, dass wir zusammenhalten, dass wir dranbleiben. Und auch wenn er am Ende entschied, vorerst nicht selbst einzuziehen – Kolle hat ihn nie ganz losgelassen. Und wir haben ihn nie losgelassen.

„Alex hat mich immer wieder mal gefragt, wie es mir mit Kolle geht, mir zugehört und sich Zeit genommen. Insbesondere in schwierigen Zeiten oder wenn er wusste/gedacht hat, dass es für einen ’ne schwierige Situation ist. „

Selbst als er kürzlich unsere Signal-Gruppe verließ, schrieb er:

„Liebe alle Bekannte und Unbekannte. Ich würde mich mal aus diesem Verteiler verabschieden, aus dem ich mich aus Verbundenheit nicht austragen konnte bisher. Wenn ich dies nun tue, bedeutet das nicht, dass die Verbundenheit geschwunden ist. Ich wünsche euch das allerbeste für die Einzugsphase und die nächsten Monate und freu mich schon auf’n Abend auf einer der dreitausend Dachterrassen. Fühle sich gedrückt, wer mag. Habt’s gut und bis bald.“

Diese Dachterrassen – sie sind jetzt eine Erinnerung, ein Bild, das bleibt. Verbunden mit Alex.

Sein plötzlicher Tod hat uns tief getroffen. Zu wissen, dass er diesen Moment der Fertigstellung nicht mehr mit uns teilen wird, ist unendlich traurig.

Aber eines ist sicher: Alex wird immer ein Teil von Kolle bleiben. In diesem Haus, in unserer Gemeinschaft, in unseren Erinnerungen. Und vor allem in unseren Herzen.

Alex fehlt uns.

Doch seine Ideen, seine Wärme, seine Art, Verbindungen zu schaffen – das bleibt. Und wir werden ihn auf einer der dreitausend Dachterrassen in Gedanken immer bei uns haben.

Danke, Alex.

Unsere Geschichte:

Die erste Idee zum gemeinschaftlichen Wohnen entstand innerhalb unserer Gruppe im Jahr 2017 und ging aus einem Freund*innenkreis hervor. Nach und nach hat sich unsere Gruppe verändert und vergrößert. Im Jahr 2019 haben wir uns erfolgreich im Konzeptverfahren auf unser Baugrundstück beworben. Seitdem haben wir viel erreicht:

  • Wir haben eine Rechtsform für unser Projekt gefunden und erfolgreich gegründet.
  • Wir haben uns erfolgreich auf ein Baugrundstück im Rahmen des Frankfurter Konzeptverfahrens beworben.
  • Unsere Entwurfsplanung ist abgeschlossen und wir haben eine Baugenehmigung.
  • Der erste Spatenstich ist greifbar nah.
  • Wir haben ein fertiges Finanzierungskonzept.
  • Wir konnten Eigenkapital aufbauen und frühzeitig Zuschüsse der KfW klären.
  • Wir konnten über eine Landesförderung einen hohen Anteil an geförderten sozialen Wohnungsbau anbieten.

Soziales und politisches Engagement:

Als Gruppe ist uns soziales und politisches Engagement wichtig. Mit Kolle haben wir bereits erste Projekte und Kampagnen gemeinsam umgesetzt.

In unserem Podcast erfahrt ihr über Griesheim im Nationalsozialismus oder die Konditionen von mobilen Arbeiter*innen.

Unsere Plakate „Hass heißt Hausverbot“ klärt über rechte und verschwörungsideologische Codes auf.

Unser Netzwerk:

Das Mietshäuser Syndikat

Seit 2019 ist das Hausprojekt Kolle Mitglied im Mietshäuser Syndikat (MHS). Das Mietshäuser Syndikat ist ein bundesweiter Solidarverbund von aktuell ca. 177 rechtlich selbstständigen Wohnprojekten. Das MHS hält Anteile an unserer Hausprojekt Kolle GmbH und stellt damit sicher, dass unser Haus für immer in der Hand seiner Bewohner*innen bleibt. Darüber hinaus erhalten wir vom Mietshaussyndikat Unterstützung durch Beratung und den bundesweiten Verbund von Hausprojekten. Weitere Infos zum MHS findet ihr auf deren Webseite.

Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen

Das Netzwerk gemeinschaftliches Wohnen Frankfurt unterstützt unser Projekt mit Beratung und Netzwerkarbeit. Das Netzwerk ist die Plattform für gemeinschaftliche Wohninitiativen und -projekte aus Frankfurt und der Region. Der Verein Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen besteht inzwischen aus über 100 Mitgliedsgruppen. Weitere Infos zum Netzwerk findet ihr auf deren Webseite.

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